Eine kleine Geschichte der LiterArena
Kein Mond stand am Himmel. Stockfinster war es, als aus dem Dunkel dieser eine Gedanke auftauchte: „Viele Studierende schreiben Texte, aber es gibt kein ansprechendes Forum, um sie publik zu machen. Lasst uns ein solches schaffen!“ Ganz so dramatisch war es natürlich nicht.
Es war sogar eine sehr angenehme Fachschaftssitzung in einer bekannten, irischen Kneipe im Mauspfad, die – vielleicht passenderweise – nach einem noch bekannteren, irischen Schriftsteller benannt ist, auf der Marcus seinen Vorschlag unterbreitete. Er fand unverzüglich Anklang und die Regeln wurden festgehalten: kein Wettbewerb, deutsche Texte, selbstgeschrieben. Mehr brauchte
es auch gar nicht, um ein – wie sich herausstellte – erfolgreiches Format für einen literarischen Abend zu schaffen. Tatsächlich war uns in unserer Naivität gar nicht klar, wie erfolgreich es einmal werden würde! Nun kam die Frage auf, die alle stolzen Eltern bewegt:
Wie sollte das Kind nur heißen? Nach langen Diskussionen und einer offiziellen, geheimen
Abstimmung wurde es LiterArena genannt, wobei der Namensgeber Viktor niemals die
Großschreibung des Binnen-A-s beabsichtigt hatte. Ein Selbstläufer also und im Nachhinein
betrachtet ein gutes Omen.
Die erste LiterArena fand dann auch schon im Wintersemester 2009 statt, nach wenigen
Monaten Vorbereitung. Ein genaues Datum verliert sich im Dunkel der Geschichte, aber
wir wissen noch, wie Laurent die ersten Literaten und Gäste in der ‚Alten Liebe’ begrüßte
und der Abend mindestens so flüssig lief wie der Käse, den wir zur Verfügung stellten. Zur
zweiten LiterArena zogen wir bereits in den KHG-Gewölbekeller. Es war nicht die einzige
Neuerung: Zum ersten Mal führte Lukas als Moderator durch den Abend. Der Erfolg
beflügelte uns so sehr, dass wir es wagten bereits zwei Monate später die dritte Liter-
Arena auf die Beine zu stellen. Da es lief, blieben wir zunächst bei drei LiterArenen pro
Jahr, wollten dann aber unsere Exklusivität unter Beweis stellen und seit der ‚LiterArena
VII’ gibt es eine LiterArena pro Semester. So ganz aus dem Kopf schlagen konnten wir uns
das Dreier-Konzept aber nicht und durch die Koinzidenz der ‚Lesezechen #10’ übergingen
wir die ‚LiterArena IX’ und kamen nach der achten Ausgabe gleich zur zehnten. Nicht
das erste verfrühte Jubiläum der Geschichte, bedenkt man den angeblichen Jahrtausendwechsel
von 1999 auf 2000. Hinzu kam erschwerend, dass wir zur zehnten LiterArena erneut die Lokalität wechseln mussten, da uns der Platz im KHG-Gewölbekeller – und früher oder später wahrscheinlich auch die Luft – auszugehen drohte. Dank
Ronny fanden wir für unsere Veranstaltung ihr jetziges Heim: das Pantheon-Casino. Aus
der Not eine Tugend zu machen, ist einfach unsere Sache. Nun noch erfolgreicher, vom
‚General Anzeiger’ als „kult“ bezeichnet und schließlich sogar von EinsLive angekündigt,
gehören die LiterArena und das Pantheon-Casino einfach zusammen wie die Wurst aufs
Auge. Motiviert davon, dass wir mit dem verfrühten Jubiläum davongekommen waren,
versuchten wir es ein zweites Mal und verabschiedeten unseren Moderator bereits
auf der LiterArena XI, obwohl er uns für die zwölfte auch noch erhalten blieb.
Erst seit der bisher letzten LiterArena dürfen wir ein neues Rädchen in der gut geölten
Maschinerie begrüßen: Julius ist der dritte Moderator in unserer Geschichte. Im
Gegensatz dazu ist unser DJ das lebende Fossil, das alle Evolutionstheoretiker LÜgen
straft. Außerdem immer treu geblieben, wenn auch manchmal etwas freier ausgelegt,
sind wir unserem Vorsatz der deutschsprachigen Texte, dass Literaten nicht auf zwei
aufeinander folgenden LiterArenen auftreten dürfen, und dass ihnen nicht mehr als sieben
Minuten Vortragszeit zur Verfügung stehen. Aber immer waren die Texte selbst verfasst
und niemals fand eine „Qualitätskontrolle“ statt, denn Kunst ist Kunst und sollte nicht
zensiert werden, weshalb neben existenzielle Wahrheiten bedrohende Fragen wie „Modern
ist das neue Alt. Also male ich doch alles schwarz?“ auch Sätze zu hören waren wie
„Schnauze, jetzt wird gebumst!“ Aber, falls jetzt ein falsches Bild aufkommen sollte: Alle
Texte waren immer geschmack- und stilvoll. Die Geschichte der LiterArena ist eine Erfolgsgeschichte, konnten wir uns doch bisher auf jeder einzelnen Veranstaltung an den
Texten von Literaten erfreuen, die teilweise tatsächlich zum ersten Mal überhaupt vor einem
Publikum auftraten und die uns in verschiedensten Genres und mit den verschiedensten
Themen unterhielten; von Horror bis Parodie, vom Bahnfahren über die Essgewohnheiten
des Menschen bis hin zu Texten, die das Leben beschreiben und von aktuellen
Katastrophen handeln, wie dem Bombenleger von Endenich oder Julia Engelmann.
Unser wichtigstes Ziel war und ist es, jungen, unbekannten Literaten ein Forum zu bieten,
auf dem sie aus dem Dunkel treten und zum ersten Mal die Wirkung ihres schriftstellerischen
Schaffens erproben können. Deshalb werden wir weiterhin daran festhalten, dass
das Publikum nicht abschreckend groß wird und die LiterArena „Eine Oase für die Naiven!“
bleibt, denn „Naivität ist der Brunnen für Kreativität.“
Mehr zur LiterArena unter: LiterArena- Fachschaft GeKoSka
(Ein Text von Christoph Lutz)